Andacht zum Monat Mai

Liebe Leserschaft,

mancher von uns hätte es nicht mehr gedacht: Ganz langsam scheint uns das blöde Virus nicht mehr so zu quälen wie noch vor Monaten oder gar vergangenes Jahr um diese Zeit. Urlaub. Endlich wieder! Zeit über Zeit – oder? Wie gut schon nur ein anderer Tagesrhythmus tut. Nicht morgens um
6.20 Uhr aus dem Bett. Sondern noch einmal ein oder zwei Stündchen schlafen oder ruhen können… Gott weiß, dass wir von Zeit zu Zeit Ruhe brauchen. Und Jesus weiß es auch. Manchmal verordnet er geradezu seinen Jüngern eine Auszeit.
Gerade herrschte noch maximaler Betrieb: Jesus hatte seine Jünger erstmals auf eigene Faust losziehen lassen. Nach einer kleinen Einweisung durften sie unter die Leute, zu zweit waren sie durchs Land gezogen, um den Leuten von Jesus zu erzählen. Und so schlecht lief es gar nicht, im Gegenteil die Jünger sind ziemlich gut drauf. Gute Erlebnisse und auch Erfolge liegen hinter ihnen. Jetzt aber sind die Jünger erschöpft. Jesus erkennt das und verordnet ihnen – Ruhe. Denn er weiß auch schon, dass die Jünger bald Gastgeber für 5000 Menschen sein werden.

„Gehet ihr allein an einen einsamen Ort und ruhet ein wenig!“
(Markusevangelium, Kap.6, Vers 31)

Jünger sein kann eben auch Stress bedeuten. Jesus sorgt ja fast überall für Wind. Seine Jünger mussten da Schritt halten. Mithelfen, mitwirbeln – bei den Speisungsgeschichten, die direkt auf unsere Geschichte hier folgt, wird das deutlich – und von den Jüngern einiges gefordert. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ weist Jesus seine Jünger an.
Und Jesus weiß auch, was jetzt zuerst dran ist: ruhen. Abstand gewinnen, ein paar freie Stunden. Und dazu braucht es einen ruhigen Ort.
Haben Sie denn, hast Du denn einen ruhigen Ort? Einen Lieblingssessel, die Couch, im Urlaub vielleicht den Strandkorb? Jetzt bald im Urlaub empfiehlt sich vielleicht auch einmal eine Kirche. Aus dem Trubel der italienischen Stadt in eine andere Welt eintreten, in eine Kathedrale oder auch eine Kapelle. Die schwere Kirchentür klappt zu und es herrscht Ruhe. Zur Ruhe kommen, sich in eine Bank setzen, abschalten und ruhig werden. Vielleicht beten. Oder eine Kerze anzünden. Auch jetzt, vielleicht gerade jetzt, ist Gott da. Auf einer Bank irgendwo im Wald. Einem Felsen hoch oben auf dem Berg mit grandioser Aussicht.
Schaltet einmal ab, geht Ihr allein an einen einsamen Ort und ruhet ein wenig. Tut Ihr jetzt einfach einmal nichts und lasst stattdessen Gott handeln. An Euch. Er will uns zur Ruhe bringen, auf andere Gedanken kommen lassen und uns mit freier Zeit segnen. Also: Ihnen und Euch eine geruhsame Urlaubszeit!

 

Herzlich grüßt Sie und Euch Euer und Ihr Pfarrer Albrecht Keller