Angedacht: Auf ein Wort

Seit einigen Monaten sind die drei ev. landeskirchlichen Gemeinden in Radevormwald pfarramtlich verbunden. Gefeiert und gewürdigt wurde das in einem Gottesdienst am Sonntag,
14. Januar, in der reformierten Kirche. Es folgen einige Gedanken aus der Predigt, die aus diesem Anlass von Pfarrerin Manuela Melzer gehalten wurde: Wir feiern unsere pfarramtliche Verbindung und tun das mit ganz unterschiedlichen Gefühlen. Wir haben in vielen Bereichen bereits gute Erfahrungen mit Zusammenarbeit gemacht, da tun sich neue Chancen auf, Arbeit die gebündelt werden kann, Erfahrungen, von denen wir gegenseitig profitieren können, eine Vielfalt, die es zu respektieren und zu hüten gilt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Sorge. Was wird bleiben in so einer großen Gemeinde? Wird es in Zukunft noch meine Gemeinde sein? Werde ich mich noch zu Hause fühlen? Jesus gab damals seinen Jüngern in der Zeit der Unsicherheit und des Abschieds das Bild vom Weinstock mit auf den Weg.

Joh. 15,5: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen.

Der Weinstock ist fest verwurzelt in der Erde. Er bringt die Reben hervor und versorgt sie mit Nahrung, die er zum großen Teil aus den Wurzeln bezieht. So kann wiederum die Rebe wachsen und Trauben hervorbringen.  Übertragen auf uns und unsere Gemeinden können wir aus diesem Zuspruch und Anspruch Jesu an uns drei Konsequenzen ziehen:

1. Wir werden nicht aus uns selbst Christinnen oder Christen, wir werden nicht von selbst eine Gemeinde. Wie eine Rebe nicht ohne den Weinstock entstehen kann, so finden wir uns als Christen immer in der Verbundenheit mit Christus vor. Nur in der Verbindung zu ihm kann Glaube überhaupt entstehen und wachsen. Das ist unser gemeinsames Bekenntnis, für das wir stehen und das wir nach innen und außen zu bezeugen haben.

2. Wir bleiben nicht aus uns selbst Christinnen und Christen. Wenn wir an dem Weinstock bleiben, dann sind wir nicht auf uns selbst gestellt. Jesus will uns mit versorgen mit Lebensmut, Hoffnung, Glaubensstärke und Zuversicht bei allen Umbrüchen, die vor uns liegen und die auch schmerzhaft sein können.
Auch auf unsere Kirche und ihre Gemeinden blicken wir mit Sorge. So viele Austritte, so viel Vertrauensschwund, so viel Gleichgültigkeit der biblischen Botschaft gegenüber. Das macht uns traurig, das nimmt uns den nötigen Schwung. Ja, wir brauchen sie sehr, diese Nahrung durch unseren Weinstock.

3. Wenn wir in dieser Verbindung bleiben, werden wir selbst Frucht bringen. Eine Rebe ist dazu da, Trauben hervorzubringen. Auch Christinnen und Christen, dienen keinem frommen Selbstzweck, sondern sie sind dazu da Glaubensfrüchte hervorzubringen. Paulus nennt diese Früchte: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
Wie gut, wenn wir diese Glaubensfrüchte im Gepäck haben, denn es gibt unter den drei ev. Gemeinden noch viele Gespräche zu führen, Diskussionen über Richtungsentscheidungen, das Bemühen, möglichst alle mitzunehmen auf diesen Weg. Das Vertrauen, das bei all dem notwendig ist, muss wachsen.

Wir sind drei Gemeinde mit unterschiedlicher Prägung, unterschiedlicher Größe und unterschiedlich erlebter Geschichte. Vielleicht kann es uns helfen, gemeinsam auf das zu sehen, was unser Auftrag ist: den Menschen vom Glauben an Jesus Christus und von seiner Liebe zu uns zu erzählen und diese Liebe zu bezeugen. Mit Blick auf diesen Auftrag, gelingt es uns hoffentlich unter dem Segen unseres großen Weinbauers uns zuversichtlich und mutig auf den Weg zu machen und ein fruchtbarer Weinberg zu sein.

Pfarrerin Manuela Melzer