Eine Orgel im Ausnahmezustand

Ein Gerüst in der Kirche, eine zerlegte Orgel und zwei Orgelbauer – so sieht es aktuell in der Kirche Remlingrade aus. Noch bis voraussichtlich Mitte Dezember wird die Orgel saniert.

Aktuell wird die Orgel in der Kirche Remlingrade saniert. Geplant sind die Arbeiten bis Ende Dezember. Eibo Hecker und Christoph Meier-Kabelitz vom Unternehmen Orgelbau Mebold in Siegen kümmern sich um das Instrument. Pfeife für Pfeife haben sie es auseinandergenommen. „Die Orgel in Remlingrade hat das gleiche Problem wie viele alte Orgeln “, erklärt Christoph Meier-Kabelitz. „Sie ist von Schimmel befallen.“ Das betrifft in erster Linie natürlich die Holzelemente und -pfeifen. Spielanlage, Mechanik und auch viele Pfeifen – all das ist aus Holz. „Aber auch der Staub auf Metallpfeifen kann ein Nährboden für Schimmel sein“, sagt der Experte.

Mit verschiedensten Pinseln, Bürsten und Staubwedeln, einem Staubsauger sowie mit Alkohol reinigen die beiden Orgelbauer alle Pfeifen. Von der größten, die 2,50 Meter lang ist, bis zur kleinsten einen Zentimeter großen Pfeife, insgesamt etwa 1300 Stück. Die Metallpfeifen wurden teilweise auch gelötet. „Hier in Remlingrade war zudem der Balg undicht, eine Materialermüdung ist in diesem Alter aber nicht ungewöhnlich – der bekommt dann einen neuen Überzug“, erläutert Meier-Kabelitz die Arbeiten.

Aber warum schimmelt die Orgel in der Kirche überhaupt? „Grundsätzlich herrschen in Kirchen nicht unbedingt günstige klimatische Bedingungen für solche Instrumente“, weiß der Fachmann. „Das gilt für die meisten Kirchen, nicht nur für Remlingrade. Zudem werden die Winter, die früher kalt und trocken waren, immer wärmer und nasser.“ War es also in trockenen und kalten Winter etwas weniger dramatisch, wenn Kirchen, wie allerorten üblich, nicht oder nur sporadisch geheizt wurden, ist das bei den aktuellen klimatischen Bedingungen ungünstiger. „Das Wetter draußen spiegelt sich immer auch im Kirchenraum – die feuchteren Winter machen sich nun bemerkbar.“

Für die Arbeiten wurde auf Höhe der Empore ein Gerüst aufgebaut. Dort verbringen die beiden Orgelbauer ihre Arbeitstage. Die Orgelpfeifen lagern derweil nach ihrer Reinigung in Regalen und auf den Kirchenbänken – sie sind nummeriert und beschriftet, was den späteren Wiedereinbau erleichtert. „Im Zweifelsfall können wir die pfeifen aber immer auch am Ton zuordnen“, sagt Meier-Kabelitz. „Eine Beziehung zum Instrument und zur Musik ist in diesem Beruf von Vorteil.“ Kirchen sind die häufigsten Einsatzorte der beiden Orgelbauer. „Es gibt natürlich auch Orgeln in Konzerthäuser und Privatinstrumente, aber solche Einsätze sind seltener.“ Wenn alles nach Plan läuft, arbeiten die beiden noch bis Mitte Dezember in der Kirche Remlingrade. Dann kann die Orgel wieder mit aller musikalischen Pracht die Gottesdienste begleiten.

Von Julia Klinkusch

Foto: Julia Klinkusch

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